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Freiheit im Freifunk

Verfasst: 13.04.2008 01:28
von Nephron
se hat geschrieben:ich habe mich heute mal mit nephron über kreative nutzung von (tv-)kabelnetzen ausgetauscht. die idee war, den für upstream-traffic genutzten rückkanal im kabelnetz zur vermaschten vernetzung zu nutzen. wir sind dann mehr oder weniger zu dem schluss gekommen, dass das alles nicht wirklich klappen kann ohne sehr großen aufwand.
also nach all dem was hier jetzt zu dem thema Stromnetz-kommunikation gesagt wurde möchte ich gern doch nochmal zu dem thema TV-Kabel als kommunikations-möglchkeit kommen. Wie se schon richtig recherchiert hat, findet bei den DOCSIS-Modellen die kommunikation (Up- und Downstream) auf zwei unterschiedlchen Frequenzen statt. Der Downstream wird in Leipzig irgendwo zwischen 100 und 800MHz realisiert. Die Leute von Kabeldeutschland haben dazu extra das Tv-Netz ausgebaut um weiter Frequenzen für solche Sachen benutzen können.. Jedes Modem in dem TV-Netz bekommt also die angeforderten Daten aller Modems im Netzwerk und demoduliert sich seine Informationen über die MAC aus diesem Informationsgewirr.. Der Upstream hingegen wird auf einem 6Mhz Band moduliert, den nur der CMTS (das HEADEND) demodulieren kann. Soweit ich suchen konnte habe ich nur Modems gefunden die sich nach diesen DOCSIS-2.0 System richten. Meine Idee war schon zu dem Recherchen-Zeitpunkt ein Gerät zu finden welches die De- sowie Modulation frei einstellbar tätigt, sodass man das Up- und Downstream Subband selbst wählen kann. Somit könnte man theoretisch hin und her "funken" zwischen beiden geräten..

Also nun die Frage.. (Ich hab technisch einfach zu wenig ahnung)

Ist es (kostengünstig) möglich ein (eigendilch im Sinne vom Backbone-Netzwerk min. zwei) Gerät(e) zubauen, das/die solch ein QAM auf frei wählbaren Frequenzen realisieren kann/können? Dabei möchte ich im Vorfeld der Betrachtung die vllt. hinderliche Baumstruktur eines solchen TV-Netzes aussen vor lassen...

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 06:31
von 3dfxatwork
Wie soll das gehen, die haben in ihrem Kabelnetz ja für die diversen Angebote nicht mal genug frequenzen, und somit bandbreite, hast du echt vor über ein öffentliches TV-Kabelnetz sowas zu übertragen??
Mal angenommen die Technik kann das, fehlt sicher ein freies Band, und selbst dann werden die TV gesellschaften das mitbekommen und dann wird sehr schnell irgend jemand böse
Oder willst dir dein eigenes TV Netz aufbauen?

Also ich finde die Idee per VPN doch schon besser, wenn auch immer noch deutlich suboptimal, falls es über wlan nicht geht.

PS Mir fällt gerade auf das jeißt FreiFUNK, warum versuchen alle was über Kabel zu übertragen?

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 07:45
von bwar
Als experimentelles (das haben wir das Wort wieder) Netz kann man doch verschiedene Wege gehen. Sehen wir es als evolutiven Schritt in der Kommunikation im Freifunk an. Entweder es klappt nicht, oder es ergibt sich eine Niesche, um koexistieren zu können. Eben evolutiv. ;) *klugscheiß*

Die Idee an sich ist toll. :) Allerdings ist es natürlich etwas riskant. Ich wüsste auch nicht, wie man einen Tv-Anschluss lokalisieren kann.
Wenn man tatsächlich sowas basteln könnte, wäre eine VPN-Übertragung wichtig, damit man im Falle des Abhörens nicht gleich auffliegt.

Sind die TV-Netze alle gekoppelt, oder braut sich jeder Anbieter (s+k, muth, primacom) sein eigenes Süppchen?

PS Mir fällt gerade auf das jeißt FreiFUNK, warum versuchen alle was über Kabel zu übertragen?
Die HNAs sind auch über DSL und VPN mit einander verbunden. Das ist auch kein Funk.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 16:03
von Nephron
3dfxatwork hat geschrieben:Mal angenommen die Technik kann das, fehlt sicher ein freies Band, und selbst dann werden die TV gesellschaften das mitbekommen und dann wird sehr schnell irgend jemand böse
Oder willst dir dein eigenes TV Netz aufbauen?
Hallo 3dfxatwork.

Also als aller erstes, ist die Idee Tv-Kabel-Kommunikation eine angenehmere Alternative zu der Stromnetz-Kommunikation - Aus sehr eindrucksvoll und gut erklärten Beiträgen im Vorfeld dieses Themas - Und wenn ich nochmal bemerken darf, dass PLC-Übertragungen die Stromnetze zu riesigen Antennen umwandeln und damit etlichen Funkmüll in unser Leben bringen, ebenfalls die eine oder andere Einschränkung von Funk-Benutzuung aller Art herbeiführen, ist die Idee zum scheitern verurteilt, da wir unser Freifunk-Projekt selbst Schaden zufügen würden..

@ 4huf:

Warscheinlich meinte der Typ auf der Messe auch nur, dass die Information durch das Funkfeld um das (man kann schon fast sagen) Antennenkabel sich auf parallel verlaufende Phasen-Stränge abbildet und somit sich diese Kommunikation von "Geisterhand" auch in anderen Phasen abnehmen lässt. Aber ich kanns mir auch nicht vorstellen :roll: War halt auch nur jmd. der das Produkt schackhaft reden wollte....


zurück zum Text:

Bei der Idee der TV-Kabel-Kommunikation geht es in erster Linie nicht darum das Freifunk Medium zu wechseln, sondern ganz besonders ICH mache mir im Moment darum gedanken, wie eine Kostengünstige, nicht vom Funk-Medium abhängige, BackBone Lösung aussehen kann. Dabei spielt es für mich in erster Linie keine Rolle ob irgendwelche TV-Gesellschaften böse werden oder nicht.

1. aus dem schon genanten Grund, dass mir ebenfalls keinerlei technische Möglichkeit bekannt ist, einen Sender an einem TV-Anschluss zu lokalisieren.
2. Aber auch, weil wir ein Medium besitzen (Freifunk), das ebenfalls von allen Seiten gestört wird (Mikrowellen, PLC, andere Funknetze, Vermieter die nicht wollen das die Antenne auf diesem Dach steht, Leute die Behaupten das ein 100mW WLAN-Sender fast schon gefährlicher ist als ein Handy am Ohr). Ich bin nicht der Auffassung, "Wie du mir so ich dir!" fürt zu einen annehmbaren Ergebniss, eher wer ein Medium besitzt und nutzt muss mit Einschränkungen dessen und äusserlichen Störung und ebenfalls Piraterie rechnen und sich damit arrangieren.

Das bedeutet im Klartext:

* Es besteht ein Bedarf an Kostengüstigen-Backbone Lösungen
* Das Medium TV-Netz ist real verfügbar.
* Es gibt überall Anschlüsse.
* Es sind sicher freie Frequenzen verfügbar, z.B. solche die nicht für Fernsehübertragungen oder sonstiges benutzt werden.
* Es wird die Entwicklung von benutzbarer Technik benötigt


3dfxatwork hat geschrieben:Also ich finde die Idee per VPN doch schon besser, wenn auch immer noch deutlich suboptimal, falls es über wlan nicht geht.
Ich kann dazu nur anmerken, dass du die Stoßrichtung der Diskussion nicht erfasst hast.
Es geht nicht darum VPN-Netzwerke über DSL-Anschlüsse auszubauen (schon allein weil es wieder einen zentralen Server gibt). Das ist kein wirkliches BackBone Netzwerk, denn nach den wirklichen Vorstellungen von Freifunk ist es das Ziel eine Flächendeckende Vernetzung (Vermaschung), also ein sekundäres Netzwerk, parallel zum Internet aufzubauen. Dabei ist also das Internet der eigendliche Feind des Freifunks. Naja Feind ist übertrieben, aber der einzige Grund warum Freifunk existiert, ist der, das Datenübertragung im Internet pro Byte Geld kostet. Das Ziel von Freifunk ist primär also die Schaffung frei zugänglich und frei benutzbarer Kommunikationsstrukturen.
Natürlich ist es toll wenn die Leute über das Freifunk-Netzwerk ins Internet gehen können um an die Server von web.de & co zu kommen, aber eigentlich ist die Idee Konnektivität zwischen allen Menschen zu schaffen und nicht zwischen Menschen und solchen die Internet haben (oder gar Providern die dir das Geld aus der Hose ziehen weil du mit deinen liebsten emails schreiben willst).
3dfxatwork hat geschrieben:PS Mir fällt gerade auf das jeißt FreiFUNK, warum versuchen alle was über Kabel zu übertragen?
Ja das ist richtig :) Dann nochmal ganz kurz

ICH beschäftige mich gerade intensiv mit dieser Materie weil Freifunk nur mit Funk durch das Bekannte TCP-over-Meshnet ein ganz großes Problem hat. Pro Hop verliert die Verbindung an Performance. Das hängt grundsätzlich schon mal mindestens damit zusammen, dass jede Node ein Software-NAT ausführt und gewisse Zeit in Anspruch genommen wird damit die Pakete erstmal grundsätzlich von A über B nach C kommen. Wenn wir also weiterhin mit TCP vorlieb nehmen müssen, wird Freifunk an gewisse Grenzen stoßen, da es durch diese Problematik einfach gewisse technische Begrenzungen gibt. Diese wären z.B. CPU, Arbeitsspeicher usw. der Accesspoints selbst. Aus diesem Grunde sind Netze die sich über weite Strecken ausdehnen auch in mehrere Klassen unterteilt.

Der erste Ansatz war ein Klasse-B Netz zu errichten welches aus 5-GHz Links bestand. Grundsätzlich sehr gut, da wir damit einfach auf neue Subbänder ausweichen konnten.

Jedoch ist ein bzw. der erste Ansatz nicht immer der Beste, also führen wir jetzt hier eine Debatte um herauszufinden in wie weit es technisch anders möglich ist Klasse-B Netze zu errichten um BackBone Netze zu realisieren.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 17:49
von Cyrus
Nephron hat geschrieben:dass jede Node ein Software-NAT ausführt und gewisse Zeit in Anspruch genommen wird
Huh, Software-NAT bei jedem Hop, das wäre doch totaler Quatsch. NAT gibt es doch eigentlich nur an "Netzübergängen" also Freifunk -> Internet oder Freifunk -> LAN.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 18:17
von Nephron
Hmm, du hast recht, jetzt wo ichs nochmal lese weiss ich auch nicht wass ich mir bei der NAT Geschichte gedacht hab. Schlichtweg ist das natürlich falsch :? Aber das war auch eigendlich nicht das was ich essentiell sagen wollte. Eher wollte ich auf die begrenzten Möglichkeiten hindeuten die TCP auf Mesh-Netzwerken mit sich bringt.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 18:20
von stromer
nephron hat geschrieben:Das Medium TV-Netz ist real verfügbar.
Richtig und auch nicht. Es gibt das Medium "TV-Netz" nicht zusammenhängend wie z.B. das Telefonnetz. In z.B. Halle gibt es mindestens 5 gewerbliche auf Gewinn orientierte Anbieter und noch mindestens 5 - 6 kleinere, von Interessengemeinschaften oder Vereinen betrieben. Die haben untereinander keine physische Verbindung!

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 22:02
von 3dfxatwork
Du suchst also nach wirtschaftlichen alternativen, und somit musst du dich auch mit der Wirtschaft an sich auseinandersetzen, und es wird garantiert jemand was dagegen haben, wenn du seine Leitungen auch nur als Backbone nutzen willst, bei den Vereinen wird sich sicher darüber reden lassen, aber an sich ist das Problem vorhanden, denn wenn du die beste Technik im Labor hast, in der Praxis kann man sie dann eventuell wegschmeißen, weil das Maßstab nicht mehr stimmt, oder wie schon mehrfach erwähnt wirtschaftliche und Interessenkonflikte auftreten. Du musst also schon bei der suche diese Faktoren berücksichtigen, und darfst nicht nur auf die Technik an sich schauen.

Ich hab schon verstanden was du willst, die Idee im Netz untereinander zu kommunizieren, muss entweder WLAN Verbindung oder VPN Verbindung dort hin bestehen (z.Z. gibts da nichts anderes), also dient auch die VPN mit dem zentralen Server dem Freifunk, wir haben bis jetzt nichts besseres, also muss man das so nehmen, und ich schrieb selbst es ist nicht die beste Lösung, aber allemal ausgereift, und Server und deren Anbindung (in Rechenzentren) haben meißt mehr als 99% Verfügbarkeit, also ist es technisch gesehen gar nicht so schlecht, das hier "Frei" nicht mitspielt ist natürlich wieder nicht mehr so toll, aber das kann man nicht ändern.

OK das mit dem Kabel versteh ich ja, die Kapazitäten der Router und des WLAN sind begrenzt, das war auch nochmal mehr die Richtung was soll das: die Antwort hast du mit Experimentell und Backbone schon selbst gegeben.

Um es wenigstens nocheinmal zu erwähnen: Vor einigen Monaten kamen Fehler von ISPs zutage, manche echte Provider haben ihre Switches falsch konfiguriert gehabt, man konnte an 2 nahegelegenen DSL anschlüssen, welche entweder direkt am gleichen Switch habgen, oder die Verbindung aus Switches bestand welche alle falsch konfiguriert waren, je eine IP zuweisen (also Modem auf Bridge, und Netzwerkkarte eine IP zuordnen), und dann kommunizieren ohne eine PPPOE oder PPPOA (wird in Deutschland eigentlich nicht Verwendet) Verbindung zu haben, die Diskussion damals, damit wurde Speziell Kinderpronographisches Material über DSL Anschlüsse anderer heruntergeladen und verteilt, deswegen wurden diese Lücken schnell beseitigt. Tuxmos und Jack haben darüber auch schon einmal Diskutiert als Backbone, aber das wird wohl nichts mehr, wenn alle Provider ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Nochmal zum FreiFunk, ich bin der Meinung Freifunk muss nicht zwingen die feindliche Koexistenz von 2 Netzen ( Inet und FF) bedeuten, denn vielmehr haben beide Netze voneinander Nutzen, einmal das Internet als Backbone für das FF und andersherum hat das Internet mehr User die den Firmen Umsatz beschehren könnten. Zum Anderen, Freifunk war am Anfang dazu da, schnelles Internet zu verteilen, weil es halt nicht überall vorhanden ist, der Soziale Aspekt ist erst gewachsen, wenn auch sehr schnell.

@ Nephron: Es ist nicht böse gemeint, aber das einzig wirklich Freie Medium ist bisher nur Funk, und das wird sich in nächster Zeit nicht sehr stark ändern, aus unterschiedlichsten Gründen.

MFG Matthias

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 22:20
von Cyrus
@3dfx: Ich glaube du bringst es auf den Punkt, denn solange das Medium nicht frei ist, kann auch das Netz nicht frei sein.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 13.04.2008 23:09
von Nephron
Cyrus hat geschrieben:@3dfx: Ich glaube du bringst es auf den Punkt, denn solange das Medium nicht frei ist, kann auch das Netz nicht frei sein.
Gut das bringt es auf den Punkt und ich denke an diesem spalten sich auch die Geister. Ich tendiere eher dazu gewisse Freiheiten nicht geschenkt zu bekommen sondern sie sich zu nehmen. Wir leben im globalen Extrem-Kapitalismus - da bekommt man nicht viel geschenkt. Und das WLAN-Ferquenzen "frei" sind hängt wohl eher mit der Art und Weise der Vermarktung der Produkte zusammen (HOME_USER_SCHEISSE auch genannt).
Ums kurz zu sagen die Frequenzen für WLAN wurden Freifunk nicht geschenkt, sondern es hat sich so ergeben das sie nutzbar waren.
Ehrlich gesagt, glaube ich auch nicht das es im Sinne der Freifunk-Väter war Internet an Orte zu transportieren an denen dies nicht verfügbar war. Eher hat sich diese Nutzungsweise aus der Not heraus geformt.

Aber wir können hier gerne eine Grundsatzdebatte führen, bevor wir uns einig sind, dass wir effektive Lösungen benötigen.

Re: Meshing im Stromnetz

Verfasst: 14.04.2008 00:53
von PapaBaer
Hallo Freifunker, erstes Posting von mir.

Ich find es spannend, aber auch verdammt schwierig, dass wir mit Freifunk an so grundsätzliche Themen ran müssen. Die Idee eines freien Netzes bedeutet für mich, und da schließe ich mich Nephron unwidersprochen an, in erster Linie die Schaffung und den Betrieb eines freien Kommunikationsmediums. Ich möchte mit den Menschen um mich herum die Möglichkeiten moderner Technik nutzen, mit ihnen Chatten, Dateien tauschen, vernetzte Projekte realisieren, ... ohne dafür an irgendwelche Firmen Kohle abdrücken zu müssen oder bei Stasi 2.0 um eine entsprechende Erlaubnis zu fragen. Darüber nehme ich für mich in Anspruch, dass ich die Kontrolle über meine Kommunikation behalte. Wer will schon mit seiner/seinem Liebsten sprechen wenn Arcor und Co. dabei zuhören. Dass dieser Ansatz auch dazu führt breitbandiges Internet zu verteilen, ist ein angenehmer Nebeneffekt, für mich aber nicht Kern der Sache.

Für mich führt das allerdings zu der auch schon angesprochenen Konsequenz, dass eine freie Kommunikation ein freies Kommunikationsmedium bedarf. Wie sonst kann ich mir einer ungestörten Kommunikation sicher sein. Ein freies Netz auf der Basis eines anderen Mediums bedeutet immer eine Einschränkung. VPN-Verbinungen über das Internet binden mich eben auch wieder an die Leistungen meines Providers, für welche ich diesen zu entlohnen habe. Da kann ich auch gleich über das Internet kommunizieren und mich um eine geeignete Verschlüsselung bemühen. Sinn von Freifunk ist aber gerade die Loslösung von Strukturen, die anderen gehören und von diesen auch beherrscht werden.

Die zweite angesprochene Lösung, nämlich das kapern vorhandener Infrastruktur, wirft für mich ein weiteres, noch viel tiefgreifenderes Problem auf: den grundlegenden Widerspruch von Freiheit und derzeitig praktizierter kapitalistischer Gesellschaftsordnung (jetzt wird's echt philosphisch). Ohne jetzt weit ausholen zu wollen: Geh mal einfach auf die Straße und mach ne dicke Party, weil doch die Straße uns allen gehört, geh in ein Haus, welches leer steht und beschließe dort zu wohnen, komm auf die verrückte Idee im Bauwagen wohnen zu wollen. Oder nimm dir im Supermarkt ein Schnitzel mit, weil doch genug essen für alle da ist. In diesem Sinne ist die Frage nach dem TV-Netz nur ein weiterer Baustein in der Frage, wie man die ganze Scheiße, die da draußen gerade abgeht, ändert. Ich glaube nicht daran, dass es funktioniert sich diesen kleinen Baustein zu nehmen und befreien zu wollen, eben weil die Sache komplexer und vielschichtiger ist und dich der ganze ungeklärte Rest einfach platt machen wird für deine abwerwitzige Idee, dass doch die paar Drähte da in der Erde doch irgendwie uns allen gehören.

Stefan

P.S.: wenn wer nen guten Plan für den Rest hat, ich bin dabei ;-)

Re: Freiheit im Freifunk

Verfasst: 14.04.2008 18:20
von tox
ui, ne ganz schöne menge text, die man da nach 3 tagen lesen kann.

also die idee an sich ist nicht die schlechteste. aber mir stellt sich da eine ganz wichtige kernfrage: mit wessen erlaubnis?

versteh mich nicht falsch, nephron, ich bin auch offen für neue verbindungswege, aber ganz ehrlich, die kabelnetze gehören den kabelbetreibern, möchtest du sie fragen, ob du sie mitnutzen kannst? selbst wenn du dies tust, glaubst du, sie würden zustimmen? da halt ich meine hand für ins feuer, dass sie nein sagen, denn wenn sie einmal ja sagen, kämen sie in konflike mit potenziellen anderen nutzungswünschen von privatpersonen. und das sind wir nun mal, da wir uns dafür entschieden haben, keinen verein draus zu machen. dann bleibt noch die möglichkeit, es ohne das einverständnis der kabelbetreiber zu tun, und da mach ich nicht mit. so oder so, wir werden keine kabelnetze "frei" verwenden können.

womit ich bei deiner interessanten aussage über das nehmen von freiheit bin... also ich will es nicht zu philosophisch ausarten lassen, aber... eine freiheit nehmen? wo ist das dann noch freiheit? und wenn man eine freiheit ohne "nehmen" bekommt, muss das nicht heißen, dass man sie geschenkt bekommt. wir benutzen freiheit beim freifunk eigentlich doch synonym für freiheitlichkeit und unabhängigkeit und nicht primär dafür, dass wir irgendein verfassungsmäßiges recht auf freiheit wahrnehmen oder wir etwas kostenlos bekommen.

und in dem sinne finde ich einen kommunikationsweg, der auf der nutzung von an unternehmen gebundenen kabelnetzen basiert, die uns davon abhängig machen, völlig widersprüchlich.

desweiteren schließe ich mich 3dfxens, bwars und stromers meinung an.

als letztes möchte ich noch fragen, wie solch eine kabelanbindung technisch gehen soll, für freifunk jetzt im speziellen. ich stell mir das doch etwas schwieriger vor, da man die notzwendige technik, ein hf-signal kollisionsfrei auf einen leiter zu legen, nicht mal eben um die ecke im laden kauft. da müsste man sich dann ein kabel-modem besorgen... hat es da überhaupt schon mal jemand versucht, sein eigenes signal damit einzuspeisen? und wenn wir wie beschrieben nur eine einzige, feste frequenz verwenden, bleibt die bandbreite ja sowas von auf der strecke. das ist stark vergleichbar mit der bandbreiteneinschränkung bei skydsl: versorgt wird ganz deutschland mit gerade mal zwei mal dsl 16k und man hat glück, wenn man als kunde am tag mal datenraten von 50 kb/s hinbekommt. und vom kabel weiß ich, dass man technisch etwa eine 8mbit/s-geschwindigkeit hinbekommt, das muss man noch durch die anzahl der potenziellen teilnehmer teilen, und dann muss ich sagen: da ist jede wlan-verbindung schneller.

so, is doch wieder mehr geworden, als ich tippen wollte... wird bei den anderen wohl nicht anders gewesen sein, viel spaß

ps: @papabaer genau, du hast recht. die freiheiten im engeren sinne, also diejenigen, die uns per gg zugesprochen werden, werden sowieso an allen ecken und enden beschnitten.

Re: Freiheit im Freifunk

Verfasst: 14.04.2008 20:42
von se
uiuiui, hier hat ja jeder sein eigenes kleines thema aufgemacht.

also erstmal dazu wie das TECHNISCH aussehen könnte:
bei internet über kabel ist der kanal für den upstream dazu da, dass der endbenutzer seine anfragen zur kopfstation sendet. wenn es irgendwie möglich wäre über diesen upstream-kanal auch andere endbenutzer zu erreichen, wäre es technisch möglich ein vermaschtes netz über tv-kabel zu machen. aber das scheitert schonmal grundsätzlich an der baumstruktur des netzes. die signale, die ein endpunkt auf dem upstream sendet kommen halt nur bei der kopfstation an und nicht bei anderen endpunkten. liegt einfach daran, wie die signale auf dem weg verstärkt, bzw. abgeschwächt werden.

dann zum thema FREIHEIT:
ja grundsätzlich stimme ich da nephron und papabaer zu. in der welt da draußen läuft das ein oder andere verkehrt, sonst wäre so ein projekt wie freifunk garnicht nötig. bei der telekom zu betteln, dass in meinem straßenzug doch auch endlich dsl verfügbar ist, hab ich satt, also bau ich mir selber "meine" kommunikationsinfrastruktur, wo ich wenn ich will der bestimmer bin, und das ist für mich dann freiheit.

die frage "UM ERLAUBNIS BITTEN oder nicht?":
kommt halt drauf an, was man macht. die hacker in den 80ern benutzten für ihre dfü-pionierarbeit modems, die nicht von der post zugelassen waren, weil die von der post teuer und schlecht waren. hätten sie da etwa vorher mutti um erlaubnis bitten sollen? :lol:
wenn man seiner zeit vorraus ist, muss man halt manchmal anderen leuten auf den schlips treten. (allerdings weiß man erst hinterher, ob man seiner zeit vorraus war)
wer von euch hier hat denn seinen vermieter gefragt, was er von der lustigen antenne da auf dem dach hält? sicher die wenigsten. natürlich geht es schon ganz schön weit, wenn man ohne zu fragen die infrastruktur eines kabelanbieteres für sich nutzt. aber wenn man kreativ ist und sich was gutes ausdenkt, kann man das vielleicht machen, ohne dass man jemanden stört und ohne dass es jemand merkt und "böse wird". also bitte nicht jeden ansatz einer idee mit "erst mal mutti fragen" im keim ersticken, das sorgt für ziemlich unkreative atmosphäre.

und dann noch was zu tox:
und vom kabel weiß ich, dass man technisch etwa eine 8mbit/s-geschwindigkeit hinbekommt, das muss man noch durch die anzahl der potenziellen teilnehmer teilen, und dann muss ich sagen: da ist jede wlan-verbindung schneller.
wenn du schon im freifunknetz wärst, wüsstest du, dass das nicht ganz der realität entspricht. :lol:

Re: Freiheit im Freifunk

Verfasst: 14.04.2008 23:57
von tox
"Wir sind keine Bande von Hackern."




und nein, ich bin noch nicht in den genuss der geschwindigkeit von freifunk-wlan gekommen, das klang etwas vorwurfsvoll, ist es denn meine schuld? oder ist es meine pflicht? doch wohl weder noch.

so wie ich das sehe, wird jedes medium einmal mit teilnehmern gesättigt, wie wlan (offenbar), so auch clan (so nenn ich das jetzt einfach mal) in absehbarer zukunft, sollte eine kabelverbindung denn tatsächlich irgendwann einmal realität werden.

edit: ach ja, und ein eingriff in das hoheitsrecht eines kabelbetreibers ist etwas anderes als mal eben mutti zu fragen. die amateuerfunker unter uns werden wissen, was ich meine.

Re: Freiheit im Freifunk

Verfasst: 15.04.2008 09:50
von se
das war kein vorwurf an dich tox, sondern nur der hinweis, dass das mit dem wlan eben nicht ganz so toll alles ist wie du dir das vorstellst.

also wenn man ein meshnetz auf den dächern der stadt mit "baumarktroutern" (also billige consumer-hardware) aufbaut, ist das meiner meinung nach genau so hackermäßig wie kartoffelbrei in ner kaffeemaschine zuzubereiten, oder ne antenne aus ner obstschüssel zu bauen. also mit hackermäßig meine ich was gutes, experimentierfreude und kreativität. ich rede doch nicht von irgendwelchen kriminellen, die mit sonnenbrille vorm computer sitzen und anderer leute passwörter ablauschen (sowas meinte tim nämlich mit "wir sind keine bande von hackern").

und dann möchte ich nochmal das hier hervorheben:
se hat geschrieben:natürlich geht es schon ganz schön weit, wenn man ohne zu fragen die infrastruktur eines kabelanbieteres für sich nutzt. aber wenn man kreativ ist und sich was gutes ausdenkt, kann man das vielleicht machen, ohne dass man jemanden stört und ohne dass es jemand merkt und "böse wird".
es geht mir hier nicht darum, dass ich unbedingt irgendein fremdes netz piratenmäßig benutzen will, sondern um die art und weise, wie manche leute neuen ideen begegnen. genau sone einstellung hatten auch leute, die vor zwei, drei jahren gesagt haben "hexerei! alles unfug und verboten!" und das ist meiner meinung nach nicht unbedingt eine förderliche einstellung.

Re: Freiheit im Freifunk

Verfasst: 27.04.2008 21:04
von mak
Hi,

kurz etwas zum Thema DOCSIS und HFC.

Docsis hat nur etwas mit der Art und der Organisation der Übertragung der Daten zu tun. Der Aufbau eines HFC (Hybrid-Fiber-Coax) Netzes wird davon garnicht beschrieben.

infach auf den niedrigen Frequenzbereich, der als Upstream benutzt wird, ein weiteres Signal aufzumodulieren macht kaum Sinn:
a) An vielen Stellen sind Filter eingebaut, die die bestimmten Frequenzbereiche nur in betimmten Richtungen durch lassen.
b) Das aufmodulierte Signal würde kein Docsis sein, sondern irgendetwas anderes.
c) Würde das CMTS dieses extra Signal als Störung erkennen und somit würde auch irgendwann jemand auf die Idee kommen mal genauer nachzuschauen.
d) Gibt es verschiedene Kabelnetzbetreiber. Selbst ein Kabelnetzbetreiber hat sein Netz in verschiedene Cluster unterteilt.
Alles zusammen ergibt das Problem, dass im Extremfall nur die Leute im eigenen Haus dein Signal empfangen könnten...HFC ist weit komplexer als Strom- und Telefonienetz zusammen. :)

Ergo: Vergesst die Kabelnetzvariante.